TuS 1870 e.V Hirschau ein Verein mit Geschichte

Die Vereinsgründung
Bereits am 15.Mai 1870 beteiligen sich geladene Nachbarturnvereine aus Sulzbach, Hirschau und Vilseck mit insgesamt 45 Mann beim Anturnen beim Turnverein 1860 Amberg. Ebenso berichtet die Chronik, dass im Oktober 1869 der Turnverein Amberg eine „größere Turnfahrt nach Hirschau unternommen hat.

Der Krieg 1870/71 unterbricht die Vereinsarbeit beim Turnverein Hirschau.
Ein Eintrag vom 17.September 1894 berichtet, dass am Sonntag, dem 23. September abends um ½8 Uhr im Dorfner`schen Gasthaus der Beschluss, einen Turnverein zu gründen, gefasst werden soll. Neben den provisorischen Turnrat Wilhelm Franz Männer als Vorstand unterzeichnen das Protokoll als Schriftwart Franz Fink, als Kassier Johann Dorfner, sowie 14 weitere Anwesende. Mit dem Jahr 1894 beginnt das Protokollbuch des Vereins, die Kenntnisse aus den Jahren 1869 und 1870 stammen wohl aus den Erinnerungen der Gründer.

Die Vereinsgründung wird am 24.Januar 1895 dem Magistrat der Stadt mitgeteilt.
So ist es auch nachvollziehbar, dass sich der Verein von 1894 bis 1955 Turn und Sportverein 1894 nennt. Erst im Jahr 1955 erfolgte die Änderung in den jetzigen Vereinsnamen Turn- und Sportverein 1870 e.V. Die Verantwortlichen sind der Meinung man solle als Gründungjahr die ersten sportlichen Aktivitäten in Hirschau ansehen.

Hirschau hat um 1890 etwa 1700 Einwohner. Vor dem Turnverein ist wohl die Feuerwehr für den Sport mit verantwortlich. So berichtet die Stadtchronik mit Eintrag vom 24.1.1895 dass die Turngeräte die vor 28 Jahren, also 1867 der Feuerwehr übergeben worden waren, im Laufe der Zeit „zu Grunde“ gegangen seien. Nach der offiziellen Vereinsgründung werden monatliche Versammlungen und wöchentliche Turntage abgehalten. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich bei der Beschaffung von Geräten. 1896 werden aus Amberg gebrauchte Geräte übernommen, und überzählige Gewichte der Stadtwaage geliehen. Das Geld für die erste Fahne wird in 5 und 10 Goldmarkstücken aufgebracht.

Um die Jahrhundertwende steht das Turnen in Hirschau in voller Blüte. Trotz finanzieller Sorgen wird starke Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Große Sorgen breitet das Winterturnen. Immer wieder muss der Schloßsaal von Vitus Dorfner benützt werden, weil dieser bereits mit Gaslicht ausgestattet ist. Das Sommerturnen findet vor dem Maler Schmid Haus auf städtischem Grund statt. Der 1.Weltkrieg beendet die Vereinsarbeit jäh.

Kriege lähmen den Verein
Nach Kriegsende ist Fabrikbesitzer Georg Schiffer ein großer Gönner des Vereins. Er spendet neue Geräte (Baren, Pferd, Sprungmatte) im Wert von 400 Mark. Zwei Turnvereine, zwei Fußball- und Radfahrvereine gibt es 1926 in Hirschau.

Als Verantwortliche im Verein fungieren:
1.Vorstand: Postmeister Johann Meier
2.Vorstand: Wolfgang Fink
Kassier: Georg Winkler
Schriftführer: Andreas Dorner

Am 8.November 1926 wird das Vereinslokal in die Brauerei Dorfner verlegt (bisher Gasthaus Knorr). Im Saale der Brauerei wird geturnt und Theater gespielt. Am 14.Oktober 1928 berichtet der Schriftführer, dass der Tunverein mit einer Abordnung bei der Enthüllung der Büste von Turnvater Jahn in der Walhalla teilnimmt.

Am 5.2.1933 wird der Fußballclub aufgenommen.
Politische Ereignisse bahnen sich an. Der neue Zeitgeist der Deutschen Turnerschaft im nationalsozialistischen Staat wird bekannt gegeben. So wird auf Veranlassung der NSDAP am 23. Juni 1933 im Nebenzimmer der Gastwirtschaft Specht eine Ausschusssitzung einberufen. Teilnehmer ist der Ortsgruppenleiter der NSDAP Dr. Thoma. „Nach längerer Ansprache wird 1. Vorstand Mayer ersucht, die Vorstandschaft aufzugeben“. Ein Grundstück, das an den „Ertlsaal“, jetzt Josefshaus angrenzt wird als Turnplatz gepachtet.

Ab 11.März 1934 ist der „Ertlsaal“ Vereinslokal. Der Deutsche Turnerbund wird in den Reichbund für Leibeserziehung eingegliedert, der Vereinssport immer stärker eingeschränkt. Leistungssport dient der Wehrertüchtigung, mit Beginn des 2.Weltkrieges 1939 kommt das Sportgeschehen in Hirschau fast zum Erliegen. Die letzte Eintragung im Protokoll findet sich kurz vor Kriegsbeginn am 25.März 1939.

1945 – ein neuer Anfang
Im September 1945, vier Monate nach Kriegsende, genehmigt die Militärregierung den privaten Spielbetrieb der Fußballer. Der Ruf nach Spiel und Sport wird immer lauter und so kommt es, dass die Sportkameraden Georg Dotzler, Georg Schwendner, Josef Schertl, Wolfgang Schwab, Franz Laur, Eduard Schwinger, Franz Brumbach und Benno Bauer am 1.Juni 1946 im „Löwenbäusaal“ den früheren „Ertlsaal“ zur Gründungsversammlung einladen. Die Militärregierung genehmigt die Satzung und erklärt ihr Einverständnis mit der Vorstandschaft.

Gewählt werden:
1.Vorstand: Eduard Schwinger,
2.Vorstand: Max Heinrich,
Kassier und Schriftwart: Josef Voß
Abteilung Fußball: Georg Schwendner
Eduard Schwinger ist ein ruhender ausgleichender Pol, der den TuS beim Neuaufbau über manche Klippe leiten muss.

An Aufbauarbeiten fehlt es nicht, der Sportplatz beim Löwenbäusaal entspricht als unebene Wiese nicht den Anforderungen, eine von der Stadt leihweise erworbene Baracke wird für den Turnbetrieb daneben aufgestellt, das Spielfeld wird eingezäunt, der TuS zählt Ende 1946 bereits 400 Mitglieder.

1946 entsteht eine Feldhandballabteilung, 1950 eine Box- und eine Tischtennisabteilung, 1955 gründet sich die Abteilung Schach, 1956 nach Ausbau des Monte Kaolino der Skiklub. Entdecker des Sandskisports ist der Amberger Martin Götz, der 1952 das Skifahren am Monte Kaolino versucht. Die deutsche Spitzenskiläuferin Ossi Reichert beurteilt den Skilauf am Monte für aussichtsreich, Die Amberger Kaolinwerke führen den Ausbau durch und fördern das Projekt Monte Kaolino seit Bestehen bis heute. Durch Presse und Fernsehen wird der Monte Kaolino bald nicht nur in Deutschland sondern auch international bekannt. Das Freibad und der Campingplatz tragen dazu bei dass nicht nur Skiläufer, sondern viele Erholungssuchende ihren Urlaub in Hirschau verbringen.

Ein weiteres Großprojekt für den wachsenden Hirschauer Sport ist ein eigener neuer Sportplatz. Hier hilft Bergbauunternehmer Hermann Dorfner bei der Verwirklichung neben dem Moosweiher tatkräftig. Neben einem Fußballfeld entstehen vorbildliche Sportanlagen für die Leichtathleten. Vier Jahrzehnte von 1960 – 1999 ist das Gebrüder-Dorfner Stadion Heimat des TuS Hirschau, insbesondere der Fußballer, Leichtathleten und Kegler.

1955 wird der Verein ins Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen, in der Generalversammlung am 6.1.1957 wird die Vereinsatzung völlig neu gefasst.
Für den Turnbetrieb steht nun auch der Gymnastikraum der Volkschule zur Verfügung. Da sie Turnbaracke allmählich unbenutzbar wird wird der Ruf nach einer Turnhalle laut. 1959 gründet sich mit Fertigstellung des Freibads am Monte Kaolino die Schwimmabteilung des Vereins. Bereits 1960 entsteht im Sportheim beim Gebrüder-Dorfner Stadion die erste automatische Kegelbahn in Hirschau, die bis 1979 aus vier Bahnen erweitert wird, die Kegelabteilung gründet sich. Ab 8.Dezember 1963 steht den Turnern auch die neue Schulturnhalle mit zur Verfügung, die erste Turnhalle im Landkreis. Nach 25 Jahren musste sie der jetzigen Doppelturnhalle weichen.

Mit 100 Jahren ist der Verein top-fit
Das Jahr 1970 steht ganz im Zeichen 100 Jahre TuS Hirschau. Die Feierlichkeiten beginnen mit einem internationalen Nachtskistaffellauf mitten durch die Stadt. Alle Abteilungen beteiligen sich mit Veranstaltungen, den Höhepunkt bildet ein Festabend im Josefshaus. Der Verein zählt 700 Mitglieder in 7 Abteilungen.

Im Jahr 1972 übernimmt Erwin Streber die Vorstandschaft im Verein, davor hatte Paul Winter den TuS ein Jahr geführt. Streber führt das Erbe Eduard Schwingers fort, in seiner Amtszeit bis 1989 steigert sich die Mitgliederzahl enorm. Im Jahr 1973 gründet sich die Tennisabteilung, 1975 werden die Tennisplätze bei der Schule eingeweiht, die Firma AKW half beim Bau großzügig mit.

1974 entsteht die Volleyballabteilung, die schnell viel Zulauf erhält und auch sportlich tolle Erfolge erzielt. Zum 110jährigen Vereinsjubiläum schafft sich der Verein 1980 eine neue Fahne an. Die alte aus den Gründerjahren muss ersetzt werden.

Die jüngste Abteilung des Vereins, die Reiter führten den Festzug an.
In den folgenden Jahren wird das Sportheim beim Gebrüder-Dorfner Stadion immer wieder modernisiert und auch erweitert. Die Abteilungen erreichen herausragende Erfolge auf überregionaler Ebene. Im Jahr 1985 wird die Satzung des Vereins neu gefasst. Aus der jährlichen Mitgliederversammlung wird die Delegiertenversammlung, bei der die Abteilungen je nach deren Größe Sitz und Stimme haben.

Von 1989 bis 1991 führt 2.Vorsitzender Walter Dolles den Verein zwei Jahre kommissarisch. 1991 übernimmt der damalige Leiter der Kegelabteilung Gerhard Fleischmann das Amt des Vereinsvorstands. 1994 verlässt die Reitabteilung den TuS und macht sich selbständig

125 Jahre TuS – Der Sportpark entsteht
Es gilt das 125jährige Vereinsjubiläum 1995 zu organisieren, im Jubeljahr zählt der Verein 1500 Mitglieder in acht Abteilungen. Das Jubiläum mit Festumzug wird 4 Tage in einem Zelt bei der Schule gefeiert, ein eindrucksvoller Festabend findet im Saal des Josefshauses statt. Eine Zeit des Umbruchs im Verein beginnt. Der Wunsch nach Modernisierung des Gebrüder-Dorfner Stadions oder dem Bau eines Sportzentrums wird immer lauter. Das Stadion, das zu seiner Eröffnung 1960 am Stadtrand gelegen war befindet sich nun mitten in einem Wohngebiet, eine Erweiterung erscheint kaum möglich. Es werden verschiedene Standorte zum Neubau eines Sportparks überprüft, die Entscheidung fällt zugunsten eines Geländes südlich der Kaolingrube an der Wolfgang-Droßbach Straße Richtung Monte Kaolino. Die Jahre von 1996 bis 2000 fordern den Verein mit dem Neubau des Sportparks enorm. Neben finanziellen Eigenleistungen von nahezu 400000 DM galt es auch an die 15000 Stunden Eigenleistung beim Bau zu erbringen. Der Dank gilt allen Mitgliedern die engagierten, besonders aber denen, die 500, 1000 oder mehr freiwillige Arbeitstunden leisteten. Ein Ziel vor dem Bau des Sportparks ist, die beiden Hirschauer Fußballvereine wieder unter einen Hut zu bringen. Schweren Herzens erklärte sich der TuS Hirschau mit dem Austritt einer seiner Traditionsabteilungen einverstanden, zusammen mit der SpVgg Weiße Erde entsteht der neue Fußballverein TuS/WE 1995 Hirschau.

1997 macht sich auch die Schachabteilung selbständig.
Mit Aufgabe des Gebrüder-Dorfner Stadions 1999 findet die Sportabzeichengruppe auf den Sportplatz der Schule ihr neues zuhause. Die Kegler nutzen seitdem die moderne 6-Bahnen Anlage im Sportpark, alle Abteilungen haben nun ein gemeinsames Vereinslokal, der Fitness- und Gymnastikbereich wird das allgemeine Sportangebot des Vereins stark verbessern.

Stand: Sommer 2000
Quelle: Festschrift TuS Hirschau 1995
Redaktion: Wenzel Mrasek, Gerhard Fleischmann

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